Erinnern und Mahnen – Im Gedenken an die Reichspogromnacht 1938
Am 9. November erinnern wir an die Reichspogromnacht 1938, die nur der Höhepunkt vieler Jahre der Diskriminierung, Demütigung und Gewalt gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger war. Die schrecklichen Ereignisse dieser Nacht begannen nicht plötzlich, sondern entwickelten sich in einem Klima der Verachtung und Abwertung. Es waren alltägliche Schikanen, diskriminierende Gesetze, Beschimpfungen und tätliche Angriffe, die der systematischen Verfolgung den Weg bereiteten.
Heute sehen wir uns erneut einer Zeit der gesellschaftlichen Spannungen gegenüber, in der verbale Entgleisungen und körperliche Übergriffe, wie der Vorfall auf dem Teichplatz in Meerane, zunehmend den öffentlichen Raum prägen. Dort, wo am vergangenen Freitagabend eine Schlägerei stattfand, flüchteten die Beteiligten, bevor die Polizei eingreifen konnte. Während des Einsatzes zeigte ein junger Mann den Hitlergruß, und ein anderer verhinderte aggressiv die polizeilichen Maßnahmen. Solche Taten sind keine Kleinigkeiten; sie sind Ausdruck eines Klimas, das Intoleranz und Hass Raum gibt.
Unser Gedenken an die Reichspogromnacht sollte uns mahnen, dass Gewalt und Hass nicht toleriert werden dürfen – auch nicht im Kleinen. Es sind diese kleinen Handlungen, die wie ein stilles Einverständnis für größere Vergehen wirken. Jeder Schritt gegen die Würde eines anderen Menschen ist ein Schritt, der uns weiter von einer solidarischen Gesellschaft entfernt.
Eine besondere Möglichkeit, dieses Gedenken in die Tat umzusetzen, ist das Reinigen der Stolpersteine in Meerane. Diese kleinen, im Boden verlegten Messingplatten erinnern an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die einst hier lebten und verfolgt wurden. Sie tragen die Namen und Schicksale derer, die damals aus unserer Mitte gerissen wurden, und rufen uns ins Gedächtnis, dass jede Erinnerung gepflegt werden muss – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Stolpersteine verwittern, wenn wir sie nicht pflegen. Sie sind wie Mahnmale, die uns zeigen, dass das Vergessen eine schleichende Gefahr ist.
Eine Liste der Stolpersteine in Meerane und die Geschichten der Menschen, die hinter ihnen stehen, finden Sie hier: Stolpersteine in Meerane.
Gedenken beginnt im Kleinen. Es beginnt mit einem klaren Nein zu Intoleranz und Respektlosigkeit und mit dem aktiven Einsatz für ein friedliches Miteinander. Lasst uns wachsam bleiben und Verantwortung übernehmen, damit das „Nie wieder“ nicht nur ein Spruch bleibt.